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Nachhaltigkeit/Nachhaltigkeit 2019/Grundsätze und Strategie/Geschäftsmodell

Geschäftsmodell

Unser Geschäft

GRI 102-1, GRI 102-2, GRI 102-6, GRI 102-7, GRI 102-9, GRI 102-12, SDG9

50Hertz betreibt im Norden und Osten Deutschlands eines der modernsten Stromübertragungsnetze in Europa. So wird die Versorgung von rund 18 Millionen Menschen mit Strom gesichert – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. An zehn Standorten sorgt 50Hertz als Schnittstelle zwischen Energie-Erzeugern auf der einen und Verteilnetz betreibern sowie Großverbrauchern auf der anderen Seite mit 1.120 Mitarbeiter*innen dafür, dass rund um die Uhr Strom fließt. 50Hertz betreibt 10.490 Kilometer Leitungen und koordiniert die Strommarkt-Akteure im Netzgebiet, verwaltet und koordiniert Bilanzkreise und bringt den nicht direkt vermarkteten Strom aus Erneuerbaren Energien an die Strombörse. Um die Energiewende erfolgreich mitgestalten zu können, entwickelt 50Hertz innovative Lösungen für die System- und Marktintegration der volatilen Erneuerbaren Energien.

50Hertz betreibt mit dem Übertragungsnetz in seinem Netzgebiet ein sogenanntes „natürliches Monopol“, das heißt, auf dem Gebiet im Norden und Osten Deutschlands ist das Unternehmen alleiniger Betreiber des Höchstspannungsnetzes in seinem Netzgebiet und unterliegt daher einer regulatorischen Aufsicht durch die nationale Regulierungsbehörde – die Bundesnetzagentur (BNetzA). Das Regulierungssystem prägt das Geschäftsmodell entscheidend. Die BNetzA legt zudem die Erlösobergrenze zur Berechnung der Netzentgelte für 50Hertz fest.

Grundsätze und Visionen von 50Hertz

Unsere Aufgaben

GRI 102-2

 

Netzeigentümer – Wir stellen die Infrastruktur der Zukunft bereit.

Wir entwickeln, bauen und warten unser Übertragungsnetz bedarfsgerecht und auf lange Sicht. Wir investieren in die Integration Erneuerbarer Energien, die Entwicklung eines Offshore- Hochspannungsnetzes und den Bau von Interkonnektoren, um die Entwicklung eines integrierten europäischen Strommarktes zu fördern.

 

Interview mit Dr. Frank Golletz, Geschäftsführer Technik 50Hertz

Auf dem Weg zum vernetzten europäischen System

Interview mit Dr. Frank Golletz, Geschäftsführer Technik 50Hertz

Wir bringen den europäischen Strombinnenmarkt voran. Denn – so unsere Überzeugung– die Vernetzung der Märkte beschleunigt die Dekarbonisierung und steigert europaweit die Effizienz. Mit Investitionen in grenzüberschreitende Leitungen wie zum Beispiel die Combined Grid Solution und die Hansa PowerBridge, nutzt 50Hertz seine geografische Lage im Zentrum des europäischen Energiesystems, um die europäische Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Was ist das Besondere an der Combined Grid Solution?

— Frank Golletz: Mit der Combined Grid Solution verbinden wir zum ersten Mal zwei Windparks unterschiedlicher Länder: Ein Windpark in Dänemark und einer in Deutschland. Wir nutzen die Kapazitäten der Kabelverbindungen damit sehr effizient. Wenn diese Kapazitäten durch die Windparks nicht komplett ausgenutzt werden, können wir den Interkonnektor für den Stromhandel nutzen. Wir kombinieren also technische Assets mit dem Markt. Das Projekt ist von Beginn an ein Gemeinschaftsprojekt von 50Hertz und Energinet.dk in Dänemark, in dem wir beide lernen, wie eine derartige Kombination funktioniert.


Was für einen Nutzen bringt das für Europa?

— Frank Golletz: Die Combined Grid Solution bringt die Energiewende in Europa durch eine bessere Integration Erneuerbarer Energien voran und erhöht die Sicherheit des elektrischen Systems in Deutschland und Dänemark.

Interview mit Dr. Henrich Quick, Bereichsleiter Projekte Offshore 50Hertz & Tom Pietercil, Project Manager MOG und Head Infrastructure Expertise Elia

Ein Meer von Möglichkeiten

Interview mit Dr. Henrich Quick, Bereichsleiter Projekte Offshore 50Hertz & Tom Pietercil, Project Manager MOG und Head Infrastructure Expertise Elia

Das Offshore-Geschäft war 2019 für beide Übertragungsnetzbetreiber der Elia Group ein voller Erfolg. In Deutschland feierte 50Hertz die Einweihung des Ostsee-Windparks Arkona und damit den Abschluss des Projekts Ostwind 1. In Belgien nahm Elia das sogenannte Modular Offshore Grid (kurz MOG) in Betrieb, und seit Anfang 2019 wird über den britisch-belgischen Interkonnektor Nemo Link Strom transportiert.

— Henrich Quick: Die Offshore-Windenergie ist ein wichtiger Baustein für eine zuverlässige Stromversorgung in einer neuen Energielandschaft. Sie ist wettbewerbsfähig und außerdem zuverlässig im Hinblick auf Technik und Netzeinspeisung. Wir sind mittlerweile daran gewöhnt, immer mehr Erneuerbare in unser Netz zu integrieren.


— Tom Pietercil: Ohne Offshore-Windenergie wird Europa nicht in der Lage sein, seine ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Laut der Internationalen Energie-Agentur (IEA) ist Offshore-Energie das nächste große Thema der Branche. In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren wird die Offshore-Technologie rasant an Dynamik gewinnen. Sie ist kostengünstig, zuverlässig und höchst effizient. Für die Elia Group wird dies ein wichtiges Geschäftsfeld und Wachstumstreiber sein.

Wie wichtig sind internationale Kooperationen und Erfahrungsaustausch mit anderen europäischen ÜNB?

— Henrich Quick: Weil das Offshore-Geschäft sehr komplex ist, besteht eine große Solidarität unter den ÜNB. Schließlich stehen wir alle vor den gleichen Herausforderungen. Es haben sich zum Beispiel Leiter großer Offshore-Projekte aus Norwegen, Großbritannien, Dänemark, Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien zusammengetan. Wir arbeiten eng zusammen und haben ein länderübergreifendes Austauschprogramm für unsere Offshore-Mitarbeiter*innen eingerichtet. So können wir unsere Erfahrungen über die Best Practices miteinander teilen. Auch unsere Teams in Belgien und Deutschland leben diesen Austausch und holen sich regelmäßig Rat bei den Kolleg*innen ein. Wir können solche Initiativen nur begrüßen.

Inwiefern sind Offshore-Projekte herausfordernder als Projekte an Land?

— Tom Pietercil: Das liegt vor allem an den Wetterbedingungen, von denen unsere Arbeit extrem, wenn nicht sogar komplett abhängig ist. Das Meer ist eine sehr gefährliche Arbeitsumgebung. Wenn etwas schiefgeht, hat das enorme Konsequenzen. Sowohl was die Sicherheit als auch was die Kosten

betrifft. Deshalb sind eine gute Planung und eine reibungslose Durchführung so wichtig. Um dies gewährleisten zu können, müssen unsere Leute rund um die Uhr im Einsatz sein. Es wird in Schichten gearbeitet, damit jederzeit das erforderliche Fachwissen zur Verfügung steht.


— Henrich Quick: Das Meer ist ein sehr kostenintensives Arbeitsumfeld. Allein schon das Chartern eines Schiffs kann über 100.000 Euro pro Tag kosten. Wenn wir dann Schlechtwetter haben, muss das Schiff im Hafen bleiben. Das kann dann schon mal zwei bis vier Wochen dauern. Es steht sehr viel auf dem Spiel, wenn eine falsche Entscheidung getroffen wird. Bei der Planung liegt daher ein enormer Druck auf uns und unseren Auftragnehmern. Darüber hinausspielen Genehmigungsverfahren auch im Offshore-Bereich eine wichtige Rolle. Wir beteiligen alle relevanten Stakeholder aktiv, was auch hier zu intensiven Verfahren führt.


Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen 50Hertz und Elia?

— Henrich Quick: Der Erfahrungsaustausch ermöglicht uns, Risiken besser einzuschätzen und Einsparungen in Millionenhöhe zu erzielen. Durch die Organisation von Workshops und die Standardisierung von Verfahren stimmen wir unsere Arbeitsweisen ab. Das erleichtert es Elia und 50Hertz, mit Partnern aus Belgien und Deutschland zu kooperieren. Für die nächste Offshore-Welle wird 50Hertz zum Beispiel mit dem belgischen Unternehmen Parkwind zusammenarbeiten und die Best Practices aus dem MOG-Projekt übernehmen.


— Tom Pietercil: Neben diesem Austausch der Best Practices prüfen wir eine Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Material und Dienstleistungen, die wir in beiden Ländern für unsere Projekte nutzen werden. Die gemeinsamen Aktivitäten stärken unsere Marktposition und stellen sicher, dass wir innerhalb der Elia Group die gleichen Qualitätsstandards anwenden. Gleichzeitig wird so unser Knowhow über den Betrieb unserer Anlagen gebündelt, was ein weiterer wichtiger Vorteil ist.


— Henrich Quick: Die Zusammenarbeit im Bereich Einkauf ist insbesondere für die Kabelherstellung interessant. Auf diesem Markt ist der Preis nicht der einzige ausschlaggebende Faktor, auch die Lieferkapazitäten der Hersteller spielen eine wesentliche Rolle. Durch die Bündelung unserer Kräfte können wir interessantere Angebote einholen. Natürlich müssen wir dabei die unterschiedlichen Auflagen in beiden Ländern berücksichtigen, auch technische Anpassungen an die in der Nord- und Ostsee geltenden Anforderungen müssen einkalkuliert werden.


Welche künftigen Offshore-Entwicklungenerwarten Sie?

— Henrich Quick: Wenn wir die europäischen Ziele 2050 erreichen wollen, muss die Offshore-Windenergie weiter ausgebaut werden. Das bedeutet natürlich auch Wachstumschancen für die Elia Group. Es bleibt abzuwarten, ob wir in unseren Heimatmärkten weiter wachsen oder ob das Potenzial für Projekte in der Nord- und Ostsee in den kommenden Jahren ausgeschöpft sein wird. Sollte Letzteres der Fall sein, könnten wir uns überlegen, unsere Erfahrungen in anderen Ländern, die später auf den Offshore-Zug springen, einzubringen.

 

Systemsteuerung – Wir halten das Gleichgewicht.

Der sichere Betrieb des Stromnetzes wird durch den rasanten Ausbau der Erneuerbaren Energien, den kontinuierlichen Anstieg von Akteuren und neuen Technologien und die Entwicklung einer länderübergreifenden Koordination immer komplexer. Um eine zuverlässige Versorgung und eine effiziente Systemführung unseres Übertragungsnetzes zu gewährleisten, überwacht 50Hertz das Stromnetz in Echtzeit. Dies erfordert Fachwissen sowie anspruchsvolle Werkzeuge und Prozesse.

 

Interview mit Andreas John, Leiter Systemführung 50Hertz

Wir halten das System im Gleichgewicht

Interview mit Andreas John, Leiter Systemführung 50Hertz

50Hertz sichert die Systemstabilität und sorgt für eine effiziente und zuverlässige Stromversorgung. Dank neuer Technologien und Verfahren sind wir in der Lage, Erzeugung und Verbrauch zu jeder Zeit im Gleichgewicht zu halten.

Welche großen Herausforderungen gilt es zu bewältigen, um das Systemgleichgewicht zu sichern?

— Andreas John: Eine große Herausforderung ist für uns vor allem, das Einspeiseverhalten von Erneuerbaren Energien zu prognostizieren. Wenn hier eine besondere Situation gut vorhersagbar ist, können wir entsprechende Maßnahmen ergreifen und uns mit den benachbarten Netzbetreibern abstimmen. Die besondere Herausforderung liegt dabei in der wachsenden Anzahl erneuerbarer Energiequellen und der Zunahme internationaler Stromflüsse mit einer zunehmend volatilen Situation im Systembetrieb. Diese Vielzahl an Wechselwirkungen macht eine genaue Prognose schwierig. Wir müssen deshalb unser Netz heute ganz anders betreiben als früher: Öfter aktiv und vorausschauend in den Systembetrieb eingreifen und sowohl auf topologische Schalt- oder Trafostufungs- wie auch auf Redispatch-Maßnahmen zurückgreifen. Redispatch-Maßnahmen kosten Geld und werden über Tarife an die Kunden weitergegeben. Und deshalb ist es uns ein großes Anliegen, das Redisptach-Aufkommen so gering wie möglich zu halten und das Management aller verfügbaren Maßnahmen so effizient wie möglich zu gestalten. In Deutschland– in einer Zeit in der wir sowohl aus der Atomkraft als auch der Kohlekraft aussteigen, ist auch die Frage der zukünftigen Bereitstellung von Systemdienstleistungen ein großes Thema: Insbesondere Maßnahmen zum Erhalt der Spannungsstabilität werden benötigt, um bei einer durch fehlende oder veraltete Infrastruktur verursachte höheren Netzbelastung die Systemsicherheit zu gewährleisten.


Ringflüsse stellen eine weitere Herausforderung für das Systemgleichgewicht dar.

— Andreas John: Ringflüsse sind eine altbekannte Tatsache. Strom nimmt aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten stets den Weg des geringsten Widerstandes. In Deutschland haben wir die bedauerliche Situation, dass die Energie aus dem Norden Deutschlands zu einem nennenswerten Teil über die Nachbarländer Polen und Tschechien sowie Niederlande und Belgienin den Süden fließt. Dabei handeltes sich teilweise um beachtliche Mengen. Daher müssen wir die Netze bedarfsgerecht ausbauen oder mehr aktive Netzkomponenten zur Steuerung von Stromflüssen einsetzen, um ungeplante Ringflüsse zu reduzieren und die Anforderungen der Gesellschaft, des neuen Erzeugungsmusters sowie des Energiemarktes im Blick zu behalten.


Gibt es zur Lösung dieses Problems einen anderen Weg als den Netzausbau?

— Andreas John: Unsere gemeinsame Studie zur Zukunftssicherung des europäischen Energiesystems bis 2030 hat neben der ausreichenden Netzinfrastruktur einen zweiten Hebel identifiziert. Netzbetreiber sollen künftig nicht im Voraus eine Entscheidung darüber treffen müssen, in welche Richtung sich der Markt unserer Einschätzung nach entwickeln wird. Wenn wir die Marktkopplung flexibler gestalten und bei der Vergabe von Handelskapazitäten bereits bestimmte Flexibilitäten besser berücksichtigen, können wir effizientere Marktergebnisse erhalten und müssen seltener nachträglich korrigierend eingreifen.

 

Marktentwickler – Wir sind Teil des integrierten europäischen Marktes.

50Hertz stellt seine Infrastruktur allen Marktteilnehmern auf transparente und diskriminierungsfreie Weise zur Verfügung. Die Digitalisierung und die neuesten Technologien bieten den Marktteilnehmern neue Möglichkeiten, ihr Strommanagement zu optimieren, indem sie ihre überschüssige Energie verkaufen oder den Verbrauch vorübergehend senken. Wir entwickeln Dienstleistungen und Mechanismen, die es dem Markt ermöglichen, auf verschiedenen Plattformen zu handeln. Dies trägt zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und zum Wohl der Gesellschaft bei.

 

Interview mit Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte & Systembetrieb 50Hertz

Digitalisierung bringt Märkte und Systemführungen auf die nächste Stufe

Wir entwickeln die Märkte weiter, fördern die Sektorenkopplung und binden neue Technologien ein. Wir treiben Innovationen voran, um die Verzahnung von Erneuerbarer Erzeugung und flexiblem Verbrauch zu ermöglichen. Bei alldem ist es unser Ziel, eine sichere, effiziente und nachhaltige Energiewende zu ermöglichen.

Elia und 50Hertz entwickeln sich zu digitalen Übertragungsnetzbetreibern. Wie wirkt sich das auf das Alltagsgeschäft aus?

— Dirk Biermann: Die Digitalisierung wird uns mit Sicherheit in allen Bereichen der Systemführung stark unterstützen. Die Erzeugung Erneuerbarer Energien ist geografisch sehr weit verstreut und stark von der Verfügbarkeit von Wind und Sonne abhängig. Unsere komplexen Infrastrukturprojekte bleiben hinter der schnellen Entwicklung der Erneuerbaren Energien zurück. Wir müssen also unser bestehendes Netz höher auslasten – und dafür brauchen wir dringend neue Tools. Big Data und künstliche Intelligenz können uns dabei helfen. Es beginnt damit, dass wir mit Hilfe von komplexen Analysen in Echtzeit ein vollständiges Abbild des Systems erhalten. Außerdem benötigen wir digitale Tools, die Prognosen bereitstellen und uns bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Sobald Maßnahmen ergriffen werden, kommt die Automatisierung ins Spiel.


Welche Rolle spielt die digitale Messtechnik in Zukunft?

— Dirk Biermann: Die digitale Messtechnik (Smart Meter) ermöglicht einen echtzeitnahen Blick auf Verbrauch und Erzeugung auch in einer sehr dezentralen Welt. Konsumenten erhalten Zugang zu einer Vielzahl von gewünschten Dienstleistungen, die es ihnen erlauben, ihren Verbrauch an die Bedarfe des Systems anzupassen. Preise spiegeln die aktuelle Marktsituation wider und Haushalte können ihren Verbrauch von Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen entsprechend anpassen. Um diese Entwicklung zu fördern, hat die Elia Group die IO.Energy (Internet of Energy) Initiative ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Ökosystem, in dem gemeinsam mit den Verteilnetzbetreibern mehrere Anwendungsfälle entwickelt und getestet werden sollen.


Welche Auswirkungen hat dies auf die Systemführung?

— Dirk Biermann: Es besteht eine enge Verknüpfung zwischen der Marktentwicklung und der Systemführung. Dies wurde im vergangenen Sommer in Deutschland deutlich, als wir große Ungleichgewichte in unserem Netz hatten. Diese wurden nicht durch technische Probleme verursacht, sondern es war eine Folge des damals bestehenden Marktdesigns. Die Preise für Regelleistung boten für die Marktteilnehmer nicht die richtigen Anreize, um negative Auswirkungen auf die Systemsicherheit zu vermeiden. Die Bundesnetzagentur hat hier inzwischen gegengesteuert. Aber der Vorfall hat gezeigt, dass es unabdingbar ist, die Wechselwirkung zwischen Markt und elektrischem System zu berücksichtigen. Wir folgen dem Prinzip, dem Markt soviel wie möglich zu überlassen und systemseitig so wenig wie möglich ins Marktgeschehen einzugreifen.


Elia und 50Hertz haben Ende 2019 eine Studie „Future-proofing the EU energy system towards 2030“ veröffentlicht. Darin schlagen Sie eine weitere Optimierung des Marktmodells vor.

— Dirk Biermann: Wenn wir die nächste Phase der Energiewende erfolgreich realisieren wollen, müssen wir Hardware (die Infrastruktur) und Software (das Marktdesign) des europäischen Verbundsystems fein aufeinander abstimmen. Wir beobachten beispielsweise erhebliche Abweichungen zwischen den physikalischen Lastflüssen im Netz und den kommerziellen Transaktionen im Markt. Deshalb wollen wir das Marktdesign dahingehend optimieren, dass es eine bessere Übereinstimmung zwischen den physikalischen Lastflüssen und den Handelsflüssen gibt. Aus unserer Studie ging zudem klar hervor, dass die rechtzeitige Fertigstellung der geplanten neuen Netzinfrastruktur unabdingbar ist. Unsere Simulationen haben gezeigt, dass Verzögerungen im Ausbau neuer Infrastruktur erhebliche Wohlfahrsteinbußen verursachen. Darüber hinaus führt fehlender Netzausbau zu einem Anstieg der Erneuerbaren-Abregelung. Wir setzen daher alles daran, den Netzausbau in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden zu beschleunigen.


50Hertz und die Elia Groupsetzen auf kurzfristige Märkte. Welche Erfolge konnten Sie 2019 in dieser Hinsicht verbuchen?

— Dirk Biermann: Auf europäischer Ebene setzen wir derzeit die grenzüberschreitende Intraday-Marktintegration um. Warum ist das notwendig? Nun, die westeuropäischen Länder integrieren bereits in großem Umfang Erneuerbare Energien, um die Energiewende voranzutreiben. Die zunehmende Volatilität der Erneuerbaren Energien erfordert jedoch mehr kurzfristigeren Handel sowie stärker kurzfristiges Ausregeln von Systemungleichgewichten. Wir haben große Erfolge mit kürzeren Beschaffungszeiten für Regelleistung und dem Viertelstunden-Handel erzielt. Ich glaube allerdings, dass es noch Potenzial für eine noch bessere Koordinierung gibt, um effizienter mit Volatilität und grenzüberschreitendem Stromhandel umzugehen. Damit kommen wir ein gutes Stück weiter auf dem Weg zu einem wirklich integrierten europäischen Strombinnenmarkt. 


Was für eine Rolle spielt die Elektromobilität in Zukunft?

— Dirk Biermann: Ein wichtiges Thema in der Sektorkopplung ist die Elektromobilität. Sie bringt eine Vielzahl neuer Herausforderungen für das System und den Strommarkt. Zeitgleiche Ladevorgänge vieler Elektroautos können hohe Lastspitzen verursachen, die in den unterschiedlichen Netzebenen prognostiziert und ggf. an die begrenzten Netzkapazitäten angepasst werden müssen. Gleichzeitig bieten die neuen Energiespeicher und Flexibilitäten im System aber auch neue Optionen. Anhand konkreter Anwendungsfälle untersuchen wir, welche Software und welche Mechanismen zur Integration der E-Mobilität entwickelt werden müssen. Denn Stand heute sind die Marktprozesse nicht für eine solche Vielzahl an Elektrofahrzeugen und deren intelligente Nutzung ausgelegt. Da ist jede Menge Raum für Verbesserungen. Man könnte sich beispielsweise Ladesysteme in Privathaushalten vorstellen, die mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und mit einem intelligenten Energiemanagementsystem verknüpft sind. Und als international aufgestellte Gruppe nehmen wir uns natürlich gerade auch die grenzüberschreitenden Lade- und Abrechnungsprozesse vor. Wir sollten die Elektromobilität zur Problemlöserin machen und sie nicht als weitere Störgröße betrachten.

 

Treuhänder – Wir integrieren Erneuerbare Energien transparent in den Markt.

Der deutsche Gesetzgeber hat die Verantwortung für die Koordination und Abwicklung der gesetzlichen Abgabesysteme zur Förderung umweltfreundlicher Technologien auf die Übertragungsnetzbetreiber übertragen. 50Hertz erhebt diese Abgaben als Treuhänder, verwaltet sie und koordiniert deren Verteilung an die Empfänger. Wenn der Strom aus Erneuerbaren Energien nicht direkt vermarktet wird, handeln wir diesen Strom an der Strombörse.

 

Standorte

GRI 102-3, GRI 102-4

Standortkarte 50Hertz

Mitgliedschaften

GRI 102-12, GRI 102-13, SDG17

50Hertz engagiert sich im Bereich Erneuerbare Energien, Klima- und Umweltschutz, Menschenrechte sowie bei der Harmonisierung des europäischen Strommarkts in verschiedenen Vereinen, Verbänden und Initiativen. Zum Beispiel:

  Energie Klima Umwelt Menschenrechte
AVEU Arbeitgeberverband Energie- und Versorgungswirtschaftlicher Unternehmen e.V. ✔     ✔
BDEW – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ✔      
Deutsches Komitee der CIGRE Conseil International des Grands Réseaux Électriques ✔      
ENTSO-E – European Network of Transmission System Operators for Electricity ✔   ✔  
Go15 – Reliable and Sustainable Power Grids (indirekt über Elia) ✔   ✔  
RGI – Renewables Grid Initiative ✔   ✔  
UN Global Compact   ✔ ✔ ✔
VDE-Elektrotechnischer Verein e. V. ✔      
World Energy Council ✔      
Charta der Vielfalt       ✔
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